Sonntag, 3. Januar 2016

Der tiefe Süden Patagoniens

Mittlerweile haben wir bereits 2016 und ich muss feststellen das ich seit über einem Monat nicht dazu gekommen bin einen Blogbeitrag zu schreiben. Also euch allen nachträglich noch Frohe Weihnachten und alles Gute für das neue Jahr! ;-)

Und was ist nun alles in der letzten Zeit passiert? Also da ich am 6.12. in Caleta Maria, meinen ersten WWOOFING Aufenthalt antreten wollte, ging es über Comodoro Rivadavia und Rio Gallegos nach Punta Arenas in Chile, wo die Besitzer von Caleta Maria leben. In Rada Tilly ein Ort neben Comodoro Rivadavia wollte ich meine ersten Coachsurfing Erfahrungen machen. Leider kam meinem Host ein familiärer Notfall dazwischen und so hing ich etwas in der Luft. Rada Tilly ist ein sehr schöner kleiner Ort indem vor allem recht wohlhabende Mitarbeiter der Erdöl- und Gasgesellschaften leben, daher ist es leider auch sehr teuer. Zum Glück traf ich dann an der Strandpromenade Daniela, eine Designstudentin, die in Rada Tilly wohnt und ebenfalls gerne als Backpackerin reist. Bei ihr und ihrer Familie hab ich, trotz Verwandtenbesuchs, die Nacht verbringen können. Also im Grunde ganz im Sinne von Coachsurfing, nur ohne Internet. Auf der Busfahrt von Rio Gallegos nach Punta Arenas konnte ich zum ersten Mal die extreme Weite Amerikas richtig erleben können, wirklich unglaublich! Schnurgerade Straßen bis zum Horizont und in alle Himmelsrichtungen nichts als Steppe.
Die Weite auf der Busfahrt durch Argentinien und Chile
In Punta Arenas habe ich dann die Besitzer von Caleta Maria kennen gelernt, Julio und Ivette. Mit ihrem Sohn, ebenfalls Julio, habe ich bereits per Mail über die WWOOFING Community Kontakt gehabt. Julio Senior ist Arzt und Homöopath und Ivette pensionierte Spanischlererin, Julio Junior studiert Medizin. Vor etwa 20 Jahren kauften sie Caleta Maria mit den etlichen ha Land einem Farmer ab. Zu diesem Zeitpunkt war Caleta Maria nur per Boot, Kleinflugzeug oder Dreitagewanderung zu erreichen, denn die Straße wurde erst vor etwa vier Jahren fertig. Ihr habt also sicher schon bemerkt Caleta Maria liegt mitten im Niergendwo, nahe der Grenze zu Argentinien und der südlichsten Stadt Ushuaja. Ihr könnt euch also sicher vorstellen, das es dort kein Internet gibt ;-) übrigens auch keinen Handyempfang. Am nächsten Tag ging es los, mit dem Jeep zur Fähre nach Porvenir, denn der Teil Patagoniens ist durch Fiorde vom Festland getrennt. Nach etwa zwei Stunden Fähre folgten etwa sechs Stunden im Jeep auf der Schotterpiste durch wilde Landschaften mit schneebedeckten Bergen, tiefblaue Seen und reißenden Flüssen.
Angekommen in Caleta Maria wurden wir vom Handwerkerteam, Ingo, Diego, Deroberto und Maria in Empfang genommen. Ingo hat lange Zeit in London gelebt und spricht Englisch, Diego ist 16 und verdient sich als Handlanger etwas dazu, er ist vor ein paar Jahren von der Küste Kolumbiens mit seiner Familie hier her gezogen. Deroberto und Maria, um die 60 Jahre alt, sind verheiratet. Deroberto ist der Vorarbeiter und Maria kümmert sich um die Verpflegung.
Deroberto und ein Köningspinguin der zu Besuch kam

Pinguin von Nahem

Pinguin mit Diego
 Nach der Begrüßung habe ich ein wenig den Hof und die Umgebung erkundet. Er liegt am Ende einer tiefen Bucht eines Fiordes. Die Bucht liegt am Ende eines langgezogenen geraden und breiten Tals, durch das der Rio Azopardo fließt. Der Rio Azopardo ist etwa 11 km lang und entspringt dem Lago Cami, dessen größter Teil sich in Argentinien befindet. Der Hof besteht aus einem 1-1/2 geschossigen Haupthaus und ein paar Nebengebäuden und ist etwa 100 Jahre alt, auch der Großteil der Gebäudesubstanz.

Felipe, der ständige Bewohner In Caleta Maria

Auf diesem Holzofen wird gekocht

Die Küche im Ganzen

Das Wohnzimmermit dem zweiten Ofen im Haus
Caleta Maria von dem Fluss aus fotografiert aus dem das Trinkwasser gepumpt wird

Ein Überbleibsel aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Caleta Maria ein Sägewerk war

Die alte Dampfmaschiene des Sägewerks

Und nochmal von der Straße aus gesehen
In der ersten Woche haben wir den zweiten Stock von einem Dachboden zu einem Schlafraum umgebaut. Diese Woche war unglaublich kalt und der, fast immer vorhandene, Wind ist sehr stark. Da wir meist drinnen gearbeitet haben und Holzöfen zum Heizen hatten war es aber auszuhalten ;-)
Danach war ich etwa vier Tage allein dort. Nach der Woche mit viel Arbeit eine willkommene Gelegenheit ein bisschen auszuspannen und die Umgebung zu erkunden. In etwa 500m Entfernung den Strand entlang ist Esteban dabei mit seinen Freunden einige Gebäude zu errichten. Sie bauen sich dort ein kleines Bussines mit Übernachtungsmöglichkeiten für Touristen auf.

Der extreme Wind und der Schnee der ersten Woche

Lachsessen bei Esteban

Eisvogel auf dem Weg zu Esteban
Am Lago Cami in etwa 11km Entfernung ist ein Camp der Chilenischen Army, indem Arbeiter leben, welche die Straße hier gebaut haben und nun eine weitere Straße bauen. Ja ihr habt richtig gelesen: das Militär baut hier die Straße, nicht eine private Firma vom Staat bezahlt. Offiziell natürlich aus strategischen Gründen aufgrund der Grenznähe aber es ist recht klar, dass die Erschließung der Region für die Tourismuswirtschaft dahinter steckt. Das Militärcamp und die Nachbarn am Strand hab ich in diesen Tagen besucht und ein wenig mehr Spanischspracherfahrungen machen können. Das mit dem Spanisch gestaltet sich immer noch schwierig, vor allem weil das argentinische Spanisch und das chilenische Spanisch doch recht unterschiedlich zum madrider Spanisch sind. Vor allem die Chilenos  nuscheln unheimlich und so ist es nicht leicht sie zu verstehen. Nach diesem kleinen Sprachexkurs weiter mit der Umgebung. Natürlich hab ich vor allem so oft es das Wetter zugelassen hat, Wanderungen gemacht und die Natur erkundet. Besondere Erlebnisse waren die Besuche der Königspinguine direkt am Haus und ein Ausflug mit den Nachbarn und deren Zodiak in eine benachbarte Bucht mit einer Seelöwenkolonie.

Ein alter Holzpfad auf einer Hochebene auf dem Weg zu einem Bergsteiger,  hier wurde früher mit Rindern Holz abtransportiert

Diese Gruppe von Seelöwen war nur eine von vielen in der Bucht. Diese großen Tiere so nah zu erleben war schon etwas besonderes.

Selbst hier im nirgendwo wird der Müll über die Meeresströmungen abgespült und gefährdet die Tiere vor Ort

kämpfende Seelöwenbullen in der Bucht

Im Zodiak während der kalten Überfahrt

Biber wurden hier vom Menschen eingeschleppt und haben sich unglaublich vermehrt
Nach einigen Tagen kam Julio Junior an und wir verbrachten die nächsten Tage zu zweit dort. In diesen Tagen bin ich dann doch wieder sehr stark ins Englischsprechen zurück gefallen, weil Julio sehr gut Englisch spricht. Kurz vor Weihnachten kam dann Julio mit seiner neuen Frau und Tochter, Antonia 15 Jahre alt, an und wir verbrachten die Weihnachsttage zu Fünft.
Am 26.12 ging es für Julio und mich wieder zurück nach Punta Arenas.
Ich hab am selben Tag auch noch den Bus nach Puerto Natales genommen um mir dort den Nationalpark Torres del Paine anzusehen. Dort angekommen hab ich keine Zeit verloren und bin direkt am nächsten Tag zu einer 5-tägigen Wandertour im Park aufgebrochen, aber dazu mehr im nächsten Post.......

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